07. September 2017

„Wie sage ich es meinem Kind?“ - das Kind in der Trennung -

Artikel RA Amberg

Mami, Papi & Ich

„Eine Frage habe ich noch, Herr Amberg.“ Vor mir saß meine Mandantin, die ich in der letzten Stunde über die rechtlichen Folgen der Trennung und einer möglichen Scheidung informiert hatte. „Wie sage ich es unseren Kindern, dass ich mich von ihrem Vater trenne?“

Eine der schwierigsten Dinge für Eltern ist sicherlich, den Kindern zu sagen, dass Vater und Mutter sich trennen. Wenn man bestimmte Sachen berücksichtigt, kann dies jedoch nicht nur gelingen, sondern für alle Beteiligten auch eine Chance sein

1. Wie viele Kinder sind betroffen?

Von der Scheidung ihrer Eltern sind pro Jahr etwa 132.000 minderjährige Kinder betroffen.  Nachdem in Deutschland mittlerweile jedes dritte Kind unehelich auf die Welt kommt und auch nichteheliche Beziehungen auseinander gehen, liegt die tatsächliche Zahl der betroffenen Kinder sicherlich jedoch wesentlich höher.

2. Wann sage ich es?

Da eine Trennung einen erheblichen Einschnitt in das Leben der Kinder darstellt, sollte mit ihnen nur dann darüber gesprochen werden, wenn die Trennung fest und endgültig beschlossen ist. Auf keinen Fall sollte mit Kindern darüber diskutiert werden, ob eine Trennung oder Scheidung tatsächlich stattfinden soll oder nicht. Das würde die Kinder, die je nach Alter etwa wegen Schule oder Pubertät mit sich selber beschäftigt sind, nicht nur unnötig belasten, sondern auch völlig überfordern. Umgekehrt sollte aber eine fest beschlossene Trennung mit den Kindern ohne lange Verzögerung besprochen werden. Denn die Kinder bekommen es zwangsläufig mit, wenn sich die Eltern aufgrund der endgültig beschlossenen und bevorstehenden Trennung distanziert zueinander verhalten. Hier sollten die Kinder nicht im Ungewissen gelassen und dadurch verunsichert, sondern klare Verhältnisse geschaffen werden.

3. Wie sage ich es?

Eine weitere Frage ist, wie den späteren Scheidungskindern vermittelt werden kann, dass sich die Eltern nicht mehr lieben. Die Gründe für die Trennung bzw. Streitigkeiten sollten den Kindern – je nach Alter – allenfalls kurz und mit wenigen Sätzen erklärt werden. Ausführliche Begründungen sollten Sie sich und den Kindern ersparen, da sie „Erwachsenenthemen“ beinhalten, mit denen die Kinder regelmäßig überfordert wären. Unbedingt vermieden werden sollte es, bei den Kindern Loyalitätskonflikte hervorzurufen. Dadurch wird bei den Kindern das Gefühl geweckt, sie müssten sich zwischen den Eltern entscheiden, dürften nur noch zu einem Elternteil halten und den anderen nicht mehr lieb haben. Diesen gefühlsmäßigen Spagat sollten verantwortungsvolle Eltern ihren Kindern unbedingt ersparen.

4. Trennung als Chance

Die Trennung bzw. Scheidung kann sogar ein Gewinn für die Kinder sein. So kann der Elternteil, der nicht die Kinder regelmäßig betreut, über sein Umgangsrecht viel intensiver Zeit mit den Kindern verbringen als vor der Trennung. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Eltern ihr Verhältnis zu den Kindern über die Elternebene und nicht über die Partnerebene definieren. Dies ist eine der größten Herausforderungen für die Eltern in der Trennungsphase und kann nur gelingen, wenn beide Eltern an einem Strang ziehen. Nutzen Sie insoweit die Möglichkeit der Fachberatung durch Jungendämter und Erziehungsberatungsstellen. Auch durch Fachleute geleitete Selbsthilfegruppen existieren in Aschaffenburg, auf die zurückgegriffen werden kann.

Eines darf man jedoch  nie vergessen:

Auch wenn Eltern sich trennen, bleiben sie für die Kinder immer die Eltern!

 

 

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